Die richtige Schuhwahl zu treffen, kann schon einige Zeit in Anspruch nehmen, und gute Fachberatung führt zum optimalen Ergebnis. Aber warum können Schuhe so unterschiedlich ausfallen? Weil es auf den Leisten ankommt und den formt jeder Schuhhersteller etwas anders. Bei der Entwicklung eines Leistens verfolgt man den Ansatz, den Fuß im Mittelfußbereich bestmöglich im Schuh zu fixieren und der Ferse einen guten Halt zu geben. Die Zehen erhalten genügend Platz nach oben und nach vorne, um für ausreichend Spiel- und Schubraum zu sorgen.
Leistenformen
Ausschließliche Leisten für Frauen-, Männer- und Kinderfüße resultieren aus den anatomisch andersgearteten Anforderungen nach Geschlecht und Alter und fließen in den Bau unterschiedlicher Leisten mit ein. Frauen verfügen über ein geringeres Fußvolumen, daher werden zum Beispiel die Risthöhe und der Ballenumfang angepasst. Weiters kommen eine speziell gepolsterte Zunge und ein weicher Schaftabschluss der weiblichen Fußanatomie entgegen. Kinderfüße benötigen einen speziellen Schutz. Während das Volumen des Leistens verringert wird, werden Stellen wie der Fersen-, Zehen- oder Ristbereich in Höhe und Breite entsprechend angepasst. Was ist das Resultat daraus? Unterschiedliche Fußformen benötigen unterschiedliche Leistenformen:
- Bei einem S-Leisten ist der Vorfußbereich schmaler als bei einem normalen Leisten. Hierzu wird der Ballenumfang verringert.
- Bei einem W-Leisten ist der Vorfußbereich weiter, als bei einem normalen Leisten. Hierzu wird der Ballenumfang vergrößert.
Hersteller wie LOWA bieten ihre Modelle in unterschiedlichen Leistenbreiten an. Neben der optimalen Passform sind zudem Faktoren wie das richtige Einsatzgebiet und die dazu passende Funktionalität entscheidende Kriterien bei der Wahl des richtigen Wanderschuhs.
EINSATZBEREICHE:
Alpin
Anspruch und Gelände: Gletscher, wegloses und gerölliges Gelände, Klettersteige, Eistouren und Eisklettern. In dieser Kategorie findet man vor allem Schuhe in klebegezwickter Bauweise. Eine hohe Stabilität, Verwindungssteifigkeit sowie Steigeisenfestigkeit sind wesentliche Vorteile, wenn es um ein herausforderndes Einsatzgebiet und Terrain geht. Neben Alpinschuhen werden auch Modelle der Kategorien Trekking mit der sogenannten „klebegezwickten“ Machart produziert. Hierbei wird der Schaft eines Schuhs um den Leisten „gezwickt“ und an der Unterseite der Brandsohle verklebt. Die Bauweise ist äußerst stabil und bietet die Möglichkeit, den Schuh neu besohlen zu lassen.
Wandern
Anspruch und Gelände: Gute und weniger gute Wege im Mittelgebirge und in den Voralpen, befestigte Wege und Almwanderungen. Der ideale Wanderschuh hat einen festeren und etwas höheren Schaft. Außerdem ist die Sohle im Vergleich zu den alpinen Kollegen etwas weicher und abrollfreudiger, so dass Steine und Wurzeln nicht so schnell durchdrücken, soll aber gleichzeitig eine gute Dämpfung haben. Klassische Wanderschuhe sind aufgrund ihres Aufbaus und der Sohlenstabilität für eine Vielzahl an Aktivitäten geeignet.
Leichtwandern
Anspruch und Gelände: Gut befestigte Wege, leichte Wanderungen im Flachland, Walking, sportlicher Einsatz im Mittelgebirge, Einsatz in der Freizeit und im Alltag. Ein leichter Wanderschuh soll sich so unbeschwert und geschmeidig wie ein Turnschuh tragen, aber dennoch deutlich mehr Halt und Nässeschutz bieten.
TIPPS ZUR SCHUHWAHL
- Je schroffer und unwegsamer das Gelände, desto stabiler muss der Schuh sein.
- Beim Bergabgehen wirken die Strukturkräfte immens auf das Kniegelenk. Neben einem Krafttraining zur Stärkung der Beinkraft, kürzeren Schritten und dem richtigen Einsatz von Stöcken sind stabile Wanderschuhe das Um und Auf für eine Entlastung der Knie. Außerdem empfiehlt es sich, den Schaftbereich von der Beuge aufwärts fester zu schnüren, um die Ferse in Position zu halten. So rutscht der Fuß nicht so weit nach vorne, was Blasen und blaue Zehennägel verhindert.
- Tiefzughaken verwenden! Dieser sitzt auf Höhe des Knöchels am Übergang vom Spann zum Schaft eines Schuhs. Er hilft, einen Schuh mit unterschiedlichen Spannungen an Schaft und Rist/Spann zu schnüren und die Ferse in Position zu halten.
- Socken sind die wichtigste Verbindung zwischen Fuß und Schuh, hier sollte die Wahl auf funktionelle Wandersocken fallen, die wie eine zweite Haut sitzen, Feuchtigkeit puffern und beanspruchte Stellen polstern.
- Bei der Anprobe der Schuhe im Fachhandel am besten auch einmal die Innensohle herausnehmen und sich daraufstellen. So sieht man sehr schnell, ob der Fuß ausreichend Platz hat.
- Auf Basis der Fußlänge eine Zugabe von 12 mm bei Kindern und 15 mm (eine Fingerbreite) bei Erwachsenen wählen. Damit hat der Fuß auch beim Bergabgehen genügend Platz nach vorne.
- Die Schuhe im Geschäft am Nachmittag anprobieren, da die Füße im Laufe des Tages ein wenig anschwellen.
Autor: Mag. Alexander Würtinger
Bilder im Text: © LOWA
Magazin: Bergauf (Alpenvereinsmagazin)